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GG Stadtkirche Chorfenster

Buntglasfenster

Die Stadtkirche Gross Gerau hat im Sommer 2009 neue Chorfenster bekommen. Gestaltet wurden sie von Elke Pfaffmann (Offenbach / Pfalz).
Lassen Sie Licht und Farbe eine Weile auf sich wirken! Sie werden feststellen können, wie reichhaltig diese Fenster sind.
In den folgenden Zeilen möchte ich Ihnen meine Beobachtungen dazu nahe bringen. Vielleicht kann Sie das zu eigenen Entdeckungen anregen:
Anders als in Fenstern des Mittelalters kommen hier keine Figuren vor. Formal liegt die Aufmerksamkeit ganz auf der Raumwahrnehmung.
Inhaltlich steht das Lichtkreuz im Mittelpunkt.
Es bildet ein Gegenüber zum Kruzifix über dem Altar und ergänzt ihn: Der auferstandene Christus ist identisch mit dem gekreuzigten. Doch in überirdischer Weise erscheint er in Licht verwandelt, voll ausstrahlender Lebenskraft.

Form und Inhalt bilden dabei eine Einheit: Der Rhythmus von Linien, Flächen und Farbkontrasten macht einen tänzerisch leichten, vitalen Eindruck. Diese Fenstergestaltung nimmt auf zeitgenössische Weise das Raumgefühl der Spätgotik auf, der Erbauungszeit der Kirche. Durch Überschneidungen von Linien und Flächen entsteht eine große räumliche Tiefenwirkung. Dazu trägt auch die Farbigkeit bei. Die Fenster erscheinen als symbolische Grenze zur göttlichen Sphäre. Sie sind durchlässig für das Licht aus einem „jenseitigen“ Raum. „Himmelspforten“ nennt die Künstlerin selbst ihr Werk.

Alle drei Fenster, haben zwar für sich Geltung, ergeben aber zugleich ein Gesamtbild. Es setzt sich scheinbar hinter den Wänden der Kirche fort. Es ist, als ob Gottes Raum zu uns durchdringen möchte und dabei die irdischen Hindernisse überwindet.
Jedes der drei Fenster folgt einem ähnlichen Grundkonzept: Helleres, optisch dichtes Glas umgibt farbige Flächen. An den Rändern erscheint als Bordüre ein Rechteckmuster. Es erinnert an die alte Verglasung. Graue, wie gebrochen wirkende Flächen vermitteln zwischen Glasgestaltung und Architektur.
Inhaltlich lassen sie an das wechselhafte Schicksal dieses Gebäudes denken, an Zerstörung und Wiederaufbau, aber auch grundsätzlich daran, dass alles menschliche Schaffen vergänglich ist.
Geschichte und Ewigkeit werden von diesem Kunstwerk in derselben Weise miteinander verschränkt wie himmlischer und irdischer Raum.
Die Form einer zugespitzten Ellipse umfasst die Gesamtkomposition. Durch Brechungen wird diese sogenannte „Mandorla“ (Mandelform) aufgelockert. Das Auge nimmt das als malerische Geste wahr, wie eine Bewegung. So entsteht im zentralen Fenster eine „lebendige“ Kreuzform.

Die Farbe wird dabei zur kraftvollen Aura um das Kreuz. Es ist ein Triumphkreuz, das den Auferstandenen symbolisiert. Schon in der frühchristlichen Antike hat man die Abstraktion gewählt, um den vergöttlichten Christus in seinem himmlischen Reich darzustellen. Das Zeichen des Kreuzes ersetzt die Figur. In überirdischen Farben öffnet sich der Himmel als jenseitiger Raum in unsere irdische Welt hinein.
Die umfassende Mandorla bekommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung. Sie erinnert an die Heiligenscheine, mit denen man im Mittelalter Figuren umhüllt hat. Zugleich verlängert sie die „Arme“ des Lichtkreuzes:

Die lebensspendende Liebe Christi umfasst den ganzen Kosmos im Diesseits und im Jenseits. So wird uns die Mitte des christlichen Glaubens künstlerisch vor Augen gestellt. Wie es das
Evangelium sagt (Johannes 1,4):
„Wir sahen seine Herrlichkeit… voller Gnade und Wahrheit“

Markus Zink
Kunstbeauftragter der
Ev. Kirche in Hessen und Nassau

Buntglasfenster (Kreuz) im Gemeindehaus

Durch die drei neuen, bunten Altarfenster in der Kirche sind viele rechteckige Glasscheiben in Brauntönen aus den entfernten Fenstern unbrauchbar geworden.
Aus diesen Hunderten von Scheiben habe ich mir die hellsten und die dunkelsten Scheiben herausgesucht. Pfarrer
Bernhard gab mir nun noch einige bunte Glassplitter aus Fenstern unserer Kirche aus dem 15. Jahrhundert.

Aus diesen Gläsern habe ich nun eine Bleiverglasung gestaltet, die jetzt im großen Saal des Gemeindehauses gegenüber dem großen, runden Fensterbild hängt.
Als Motiv habe ich das Kreuz gewählt, das mosaikartig aus den Buntscherben zusammengefügt ist.Es ist auf einer Trägerglasscheibe in Kreuzform fixiert und mit einer Füllmasse
ausgefüllt. Umschlossen ist das Kreuz von den alten braunen Scheiben der Kirche.
Weil das neu geschaffene Fensterbild farblich der gegenüber
hängenden runden, großen Bleiverglasung ähnlich ist, passen beide Objekte gut zusammen.

Ingrid Stoll

Portal-Maßwerkfenster der Stadtkirche Gross Gerau

Als ich für die Maßaufnahme in der Vorhalle der Stadtkirche stand, schaute ich in die dort ausgelegte und aufgeschlagene Bibel und mein Blick fiel zufällig auf den Psalm 104.2 (Lob des Schöpfers)

- Licht ist dein Kleid, das du anhast. Du breitest den Himmel aus wie einen Teppich -

Das Portal- Maßwerkfenster bestand aus einem fein gegliederte13 - teiligen Sandsteinmaßwerk, das mit einer unregelmäßigen hellen Bleiverglasung verschlossen war.
In dieser Bleiverglasung waren farbige Glasmalereifragmente offensichtlich einige Teile aus einem frühen Glasmalereifenster der Kirche, mit eingearbeitet worden.
Diese Verglasung wurde durch Vandalismus schwer beschädigt, so dass eine neue Verglasung mit einer außenseitigen Schutzverglasung notwendig wurde.

Als ich gebeten wurde, einen unverbindlichen Entwurf für dieses Fenster zu fertigen, tat ich mich anfangs sehr schwer, zumal ich wusste, dass schon ein Entwurf für dieses Fenster existierte.
Eine freie Gestaltung für diese Maßwerkseinteilung mit der außen davor stehenden gotischen Madonna wurde von mir ausgeschlossen. Meine Überlegung war, dass das Fenster nicht nur vom Innenraum zu wirken hatte, sondern genauso wichtig auch von der Außenseite. Um die Formen des Maßwerks nicht zu stören, sondern zu unterstreichen, plante ich für jedes einzelne Maßwerksfeld ein umlaufendes helles Fries.

Felix Hulbert

Buntfenster aus der Kapelle

Das dominierende Dreieck im runden Giebelfenster soll die Trinität (Gottvater/Gottes Sohn/Heiliger Geist) symbolisieren.
In der Dreiecksform ist ein sehendes Auge enthalten, das als das Auge Gottes mit dem allumfassenden Blick interpretiert wird. Drei aus dem Rahmen entspringende Strahlenbündel symbolisieren das Licht der Erkenntnis und der spirituellen Emanation, die von Gott ausgeht.
Diese beschriebenen Attribute wiederum sind im Zentrum einer angedeuteten Kreisform angeordnet, welche auf die Unendlichkeit hinweisen soll, und damit auf die Einzigartigkeit Gottes anspielt. Die aus dem Zentrum aufsteigende Taube wird als spiritueller, lebendiger Geist Gottes gesehen.
Auch hier sind wieder richtförmig Kreise angedeutet, die auf die Unendlichkeit aufmerksam machen sollen.

Text: Dipl.- Designer Wilfried Volk Foto: Roland Lorenz

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